Fatale als Roman und Comic / Rezension von Tomas Wörtche
(TW) „Fatale“ aus dem Jahr 1977 ist ein ziemlich enigmatischer Roman von Jean-Patrick Manchette. Ein „Sittenstück“ aus der französischen Provinz, wo nicht nur Manchette gern eine ziemlich eklige Bourgeoisie ansiedelt. Und eine Femme fatale auf die widerwärtigen Spießer loslässt, die mit Intrigen, Betrug, Machination und Blutvergießen womöglich noch weniger Probleme hat als die feisten Damen und Herren. Der Zeichner Max Cabanes hat mit Unterstützung von Manchettes Sohn Doug Headline jetzt „Fatale“ für einen prächtigen Comic adaptiert, die zweite Arbeit dieser Crew nach „Blutprinzessin (dazu mehr hier). Mit dem Unterschied, dass „Fatale“ ein voll ausgearbeiteter Roman ist, die „Blutprinzessin“ ein Fragment.
Der Comic bleibt auf der Handlungsebene im Wesentlichen vorlagentreu. Sein großes Surplus zur reinen Story ist die extrem toxische Farbdramaturgie, die die toxische Handlung schön grell erscheinen lässt. Und die Figuren als das unterstreicht, was sie sind: lächerliche aufgeblasene Leute, die dennoch tödlich gefährlich sind. Und am Ende steht eine Vision von Schönheit und Glanz. Da laufen dann Bild und Text ziemlich auseinander. Schönes, bösartiges Teil. (Tomas Wörtche/KULTURMAG)
Die deutsche Romanvorlage ist im Distel Literaturverlag erschienen. Jean-Patrick Manchette: Fatale, Roman, Série Noir, Distel Literaturverlag OHG, 2001, 148 Seiten, 14,80 Euro
Max Cabanes/Jean-Patrick Manchette/Doug Headline: Fatale (Fatale, 2014). Graphic Novel. Deutsch von Resel Rebiersch. München: schreiber & leser noir, 2014. 136 Seiten. 24,80 Euro.